Unsere Statuen

Die Tradition der Statuen auf öffentlichen Plätzen sieht auf 1000 Jahre zurück. Schon in Ägypten und in den griechischen Städten haben sie sich zur Schönheit der menschlichen Umgebung beigetragen. Diese Tradition des Altertums hat die europäische Kultur durch Jahrtausende und verschiedene künstleriche Zeitalter weiterentwickelt. Die Statuen und Skulpturen wurden auf frequentierten Stellen der Städten aufgestellt, das zeigt auch ihre Wichtigkeit. Viele Menschen haben sie an einem Tag getroffen, so hatten sie eine erneuernde ästhetische Wirkung.

In den tiefländischen Städten sind aber diese öffentlichen Statuen noch wichtiger. Hier, wo wir kaum von Denkmälern sprechen können, sind die Statuen die einzigen Vertreter der ästhetischen Werte. Die Skulpturen von Hódmezővásárhely prüfend haben wir keinen Grund zur Traurigkeit.

Debreceni Vénusz

Die Venus von Debrecen (1955)
Ferenc Medgyessy
Städtisches Strandbad
Kalkstein, 173 cm
Fundament aus Betonsäule mit Marmorüberzug

Zwischen den zwei Weltkriegen wurden die Energievorräte der Landwirtschaftsstadt Vásárhely erschöpft. In der außergewöhnlichen Finanzkrise wurden drei Pläne mithilfe von schwedischen Krediten verwirklicht: die Erweiterung des Krankenhauses, ein Miethaus und das Strandbad. Das Strandbad war eigentlich modern – sein 100 Meter Kaltwassserbecken war landesweit eigenartig. Doch architektisch war es anspruchslos und seine Fläche auch außerordentlich klein. Der Gedanke der ästhetischen Bereicherung dieser öden Umgebung ist schon auch früher aufgetaucht, wurde aber erst 1955 verwirklicht, als Ferenc Medgyessy die Venus von Debrecen geschnitzt hat – das war eines seiner letzten Werke. Die Raumlage, die Medgyessy selbst ausgewählt hat, ist sehr günstig. Am Ende der 100 Meter langen und 20 Meter breiten Wasseroberfläche, in der Mitte des Freifluters des Warmwasserbrunnens wurde die Quadratsäule aufgestellt, worauf die Statue steht. In der Umgebung der Bäume, kleinerer Gebäude und des Wassers ist der weisse, strahlende Kalkstein ausserordentlich kunstreich. Der stehende, sich die Haare ordnende weibliche Akt zeigt jede Charakteristik und Tugend von Medgyessy’s Kunst: Kompaktheit, Geschlossenheit und Einfachkeit. Die üppigen Formen des jungen Körpers haben einen gesunden, natürlichen Reiz. Der hübsche, rustikale weibliche Körper strahlt Lebenskraft. Die Beine und die Hüfte sind geschlossen, die Arme und das Gesicht sind bewegungsvoll, lyrisch und reicher an Einzelheiten. Das Werk ist der ästhetische Schmuck des Bades. Für Tausende von Leuten wurde es Tag für Tag zur Sommerzeit ein freudebringendes Erlebnis.


 

Vízbelépő

Eintritt ins Wasser (1962)
Béni Ferenczy
Städtisches Strandbad
Bronze, 190 cm
Fundament aus Betonsäule mit schwarzem Marmorüberzug

Die Geschichte, wie die Statue nach Hódmezővásárhely kam, ist von kunstgeschichtlicher Bedeutung. Ferenczy Béni hat 1955 in der städtischen Majolikafabrik Keramien verfertigt. Während seines Aufenthaltes hat er auch die Stadt kennengelernt. Beim Besuch des Strandbades hat ihm der Maler Gyula Almási erzählt, dass bald eine Statue von Medgyessy unser Bad schmücken wird. Ein Gedanke ist aufgetaucht, mit dem auch Ferenczy einverstanden war – nämlich wie schön wäre ein Ferenczy-Werk am gleichen Ort. So wären die zwei Riesen der ungarischen Bildhauerei im 20. Jh. zusammen. Béni Ferenczy hat aufgrund des Ortes an „Eintritt ins Wasser” gedacht. Das war aber bereits verkauft, vor das Kino von Tihany geplant. Die Zuständigen haben auch eingesehen, dass ein Akt eher in ein Bad als vor ein Kino passt. So übergab ihn der Exekutive Ausschuß von Balaton dem städtischen Rat. Bedauerlich gelang der „Eintritt ins Wasser” nicht an den von Ferenczy ursprünglich empfohlenen Ort. Das wäre gegenüber dem „Venus von Debrecen” von Medgyessy, am südlichen Ende des Beckens gestanden. Wegen des Sprungbretts ist das aber gescheitert. Das war auch nicht ideal, aber im Großen und Ganzen der Statue passend. Letztendlich gelang die Statue erst 2003, bei der Erneuerung des Bades und dem Bau der Schwimmhalle auf den vom Künstler erträumten Ort.

Der männliche Akt tritt seinem Titel entsprechend nach vorne und nach unten. Der junge männliche Körper trägt klassische Schönheit. Er ist harmonisch, trotzdem haben wir das Gefühl, dass sein äusseres Aussehen nicht primär ist. Im Werk leben Körper und Seele zusammen. Das spürt man an der Haltung, am nach vorne beugenden Körper. Der nach unten sehende Kopf strahlt Vertiefung, Spiritualität aus. Der Künstler nutzte die Formbarkeit und die Eigenschaften der Bronze ausgezeichnet aus.

Benutzte Quelle:János Dömötör: Die Skulpturen von Vásárhely


 

Vásárhelyi Vénusz

Nagy Attila: Die Venus von Vásárhely, Bronze

Vásárhely können wir – ohne Übertreibung – die Stadt der Skulpturen nennen. Das ist auch wahr, was die Anzahl der Skulpturen betrifft – 153 Skulpturen und Reliefs schmücken und machen unsere Stadt schöner. Doch wenn wir die thematische Aufteilung innerhalb der Kunstarten beobachten, kann eine gewisse Einseitigkeit festgestellt werden. Der größte Teil der plastischen Kunstwerke sind Denkmäler. Es fehlen die menschliche Umgebung und die Werke, die die Ästhetik der Natur versinnlichen.

Gerade deshalb war „Die Venus von Vásárhely” von Attila Nagy mit großer Freude willkommen. Das Kunstwerk aus Bronze des jungen Bildhauers aus Hódmezővásárhely steht beim Eingang des Bades. Venus, die lateinische Göttin der Liebe wurde schon von vielen Künstlern vielfältig vergegenwärtigt. Am häufigsten wurden die natürliche Schönheit des weiblichen Körpers und die Sinnlichkeit hervorgehoben.

Attila Nagy hat bei der „Venus von Vásárhely” die Zärtlichkeit in den Vordergrund gestellt. Das wird auch mit der Betonung der zarten, schlanken, weichen Körperfigur ausgedrückt. Der Künstler hat geschafft, die natürliche Schönheit in die Form der künstlerischen Schönheit umzuformen, ohne die Ästhetik des schönen Modells aufgeopfert zu haben. Mithilfe der Einheit der natürlichen und künstlerischen Schönheit konnte Nagy diese ausgezeichnete Skulptur ins Leben rufen.

Wie die Skulptur in den Raum eingebettet ist, ist auch hervorragend. Die Gabe der Anfahrt macht dem Beobachter möglich, das Reichtum an Einzelheiten zu genießen. Es ist auch von großem Wert, wie sich die plastischen Möglichkeiten und Werte des ganzen Körpers durch die abwechslungsreiche Beleuchtung der Sonne von Morgen bis Abend durchsetzen.

„Die Venus von Vásárhely” bereichert die ungarische Bildhauerkunst mit einem wertvollen Werk.
Attila Nagy (29. Dezember 1966, Hódmezővásárhely) studierte an der Hochschule Für Bildende Künste und an der Universität von Pécs, danach kehrte er in seine Heimatstadt zurück, wo er auch jetzt lebt. Er hat an vielen Ausstellungen teilgenommen und Preise gewonnen: Hódmezővásárhely Kunstausstellung Herbst: Tornyai Plakette, Winterausstellung in Vác: Hauptpreis, XI. Landesportraitbiennale: Goldenes Diplom, Römisches Akademiestipendium, PhD/DLA-Stipendium, Griechische Mitologie Wettbewerb: Hauptpreis, etc.

Er hat ungefähr 20 eigene Ausstellungen in verschiedenen Städten organisiert und nimmt auch an nationalen Fachausstellungen teil.

Seine Werke stehen in Sopron (Allegorie der Künste), in Hódmezővásárhely (Mutter Erde, die Venus von Vásárhely), in Zebegény (die Büste Istvány Szőnyi), in Nagymaros  (Der heilige Martin und der Bettler)

Hódmezővásárhely, 2009-06-19, Dr. Dömötör János